TOMCAT

Threat Observatory for Monitoring and Countering Antisemitism and Antigypsysm in Central and Eastern Europe.

Beobachtungsstelle für Bedrohungen zur Überwachung und Bekämpfung von Antisemitismus und Antiziganismus in Mittel- und Osteuropa

Die Erfahrungen der jüdischen sowie der Sinti*zze und Rom*nja-Gemeinschaften in Mittel- und Osteuropa in den letzten 90 Jahren, die zeitweise von extremer Gewalt, Diskriminierung und wiederauflebenden Vorurteilen geprägt waren, unterstreichen den dringenden Bedarf an wirksameren Maßnahmen zur Förderung von Integration, Gleichberechtigung und Verständnis. Gemeinsame Bemühungen von Institutionen, die an die historischen Erfahrungen dieser Gemeinschaften erinnern, und Einrichtungen, die sich mit der Bekämpfung von Hass befassen, sind der Schlüssel zum Umgang mit Antisemitismus und Antiziganismus. Diese Allianz kann dazu beitragen, die Erinnerung an vergangene Gräueltaten wach zu halten, ein mehrdimensionales Verständnis dieser Vorurteile zu fördern und schlagkräftige Interessenvertretungen zu schaffen, die die Erfahrungen der Vergangenheit mit der Realität verknüpfen, um eine integrativere und tolerantere Zukunft zu fördern.

Hintergrund

Die anhaltenden Vorurteile und Diskriminierungen, mit denen die jüdischen sowie die Sinti*zze und Rom*nja-Gemeinschaften in Mittel- und Osteuropa, insbesondere in Polen, Ungarn, der Tschechischen Republik und der Slowakei (Visegrád-Gruppe), konfrontiert sind, haben ihre Wurzeln in der Geschichte und wirken bis in die Gegenwart hinein. Die tiefsitzende Feindseligkeit, die als Antisemitismus und Antiziganismus bekannt ist, eskalierte während des Zweiten Weltkriegs mit dem Holocaust, einem durch das nationalsozialistische Regime verübten Völkermord, und hält auch nach dem Krieg noch an. Die jüdischen Überlebenden wanderten größtenteils aus der Region aus, während die Sinti*zze und Rom*nja zurückblieben und sich in der Nachkriegszeit einer anderen Realität gegenübersahen. Heute beobachten wir ein Wiederaufleben von Antisemitismus und Antiziganismus, das durch rechtsextremen Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit in einer Region, die gerade politische und sozioökonomische Veränderungen durchläuft, angeheizt wird.

Ziel des Projekts

Das allgemeine Ziel des TOMCAT-Projekts besteht darin, dem Rassismus und der Diskriminierung entgegenzuwirken, die jüdische sowie Sinti*zze und Rom*nja-Gemeinschaften in Form von Antisemitismus und Antiziganismus in den Visegrád-Staaten und darüber hinaus erfahren. Das soll erreicht werden, indem ihre historischen Erfahrungen nicht in Vergessenheit geraten und diese Erfahrungen in der Gegenwart verankert werden sowie durch die Überwachung und Bekämpfung aktueller antisemitischer und antiziganistischer Bedrohungen und Vorfälle. Darüber hinaus sollen die gewonnenen Erkenntnisse für eine Reihe von Akteur*innen genutzt werden, um dieses Ziel weiter voranzubringen und zugleich die politischen Diskussionen über den Schutz und die Unterstützung dieser Gemeinschaften zu verbessern.

Handlungsziele
  1. Entwicklung einer zentralen Plattform, die die ununterbrochene Geschichte des Antisemitismus und Antiziganismus in den Visegrád-Staaten von 1939 bis heute darstellt, und die Verknüpfung dieser Zeitachse mit einer Beobachtungsstelle zur Überwachung der aktuellen Bedrohungen
  2. Verbesserung der Strategien und Maßnahmen zum Schutz der Visegrád-Staaten vor diesen Bedrohungen auf der Grundlage der im Rahmen von Ziel 1 erfassten Informationen; Einbeziehung von Praktiker*innen, um die Nutzung der Plattform zu etablieren und von politischen Entscheidungsträger*innen zur Ausweitung und Unterstützung des Projekts
Zielgruppen

Firstline-Practitioners: Fachleute, die direkt mit Einzelpersonen, Gemeinschaften oder Klient*innen zusammenarbeiten, um unmittelbare Hilfe, Unterstützung oder Dienstleistungen anzubieten. Sie sind oft die erste Anlaufstelle für Menschen, die Hilfe oder Beratung in verschiedenen Bereichen wie Sozialarbeit, Gesundheitswesen, Bildung, Strafverfolgung und kommunale Dienste suchen.

Strafverfolgungsbehörden: Personen, die für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit, die Durchsetzung von Gesetzen und die Verbrechensverhütung zuständig sind und eine wichtige Rolle bei der Gewährleistung der Sicherheit der Gemeinschaften spielen, denen sie dienen.

Vertreter*innen von zivilgesellschaftlichen Organisationen: Personen, die für Nichtregierungsorganisationen (NRO) oder gemeinnützige Organisationen an der Prävention und Bekämpfung von Antisemitismus und Antiziganismus arbeiten, sei es auf lokaler oder nationaler Ebene.

Führungspersönlichkeiten aus den Gemeinschaften: Personen, die aufgrund ihrer Position, ihrer Fähigkeiten, ihres Handelns oder ihrer Erfahrung innerhalb der jüdischen oder der Sinti*zze und Rom*nja-Gemeinschaften Einfluss haben und respektiert werden. Sie dienen oft als Brücke zwischen der Gemeinschaft, die sie vertreten, und anderen Einrichtungen wie Regierungsorganisationen, gemeinnützigen Organisationen oder Universitäten.

Angehörige der Justizbehörden: Personen, die in einem bestimmten Rechtsgebiet den Vorsitz bei Gerichtsverfahren führen und Entscheidungen in rechtlichen Angelegenheiten treffen. Sie sind Teil der Judikative eines Landes, die in der Regel für die Auslegung von Gesetzen und die Rechtspflege zuständig ist.

Weitere Personen aus dem Justizsystem: Personen, die von der Regierung angestellt sind und in verschiedenen Funktionen innerhalb des Justizsystems arbeiten, z. B. Strafvollzugsbeamt*innen, Bewährungshelfer*innen, Sachbearbeiter*innen, Gerichtspersonal, Rechtsanwält*innen oder Pflichtverteidiger*innen.

Lokale politische Entscheidungsträger*innen: insbesondere diejenigen, die im Rahmen von Maßnahmen zur Bekämpfung von Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung tätig sind, oder diejenigen, die Wohnraum oder andere Formen der sozialen Unterstützung für Sinti*zze und Rom*nja-Gemeinschaften anbieten, und die auf lokaler Ebene Autoritätspositionen und Entscheidungsbefugnisse innehaben, wie z. B. Stadträt*innen, Bürgermeister*innen, lokale Regierungsbeamt*innen und Gemeindeleiter*innen.

Nationale politische Entscheidungsträger*innen: Personen, die auf nationaler oder föderaler Ebene eines Landes Autoritätspositionen innehaben und für die Festlegung, Änderung oder Beeinflussung der öffentlichen Politik verantwortlich sind, insbesondere für politische Maßnahmen, die für die Verhinderung oder Bekämpfung von Hass oder Diskriminierung relevant sind oder diese beeinflussen.

Die allgemeine Öffentlichkeit: Menschen, die ein persönliches Interesse an den vorgestellten Themen im Zusammenhang mit der Verhinderung und Bekämpfung von Antisemitismus und Antiziganismus haben, oder die sich weitere Informationen und Aufklärung über die vergangenen und gegenwärtigen Erfahrungen der jüdischen sowie der Sinti*zze und Rom*nja-Gemeinschaften in Mittel- und Osteuropa wünschen.

Kontakt

Violence Prevention Network gGmbH
Projekt TOMCAT
Alt-Reinickendorf 25
13407 Berlin

+49 30 91 70 54 64
Das Projekt wird gefördert duch das Directorate-General Justice and Consumers der Europäischen Kommission.
Kooperationspartner