Ob sich eine extremistische Position verfestigt oder nicht, liegt nicht ausschließlich an der Überzeugungskraft einer Ideologie, sondern maßgeblich am impliziten Beziehungsangebot, das von der jeweiligen Szene ausgeht. Die Hinwendung zu einer extremistischen Ideologie wird meist durch Personen eingeleitet, die genau eine Antwort, eine Wahrheit, ein Weltbild vermitteln. Das betrifft die Bereiche des ideologisch und religiös begründeten Extremismus gleichermaßen.
Insofern ist für den Distanzierungsprozess von extremistischen, menschenverachtenden Ideologien entscheidend, wem sich eine Orientierung suchende Person anvertraut: nämlich denjenigen, die sie (wieder) zum Hinterfragen vermeintlicher Wahrheiten anregen und die Möglichkeit und Berechtigung anderer Sichtweisen aufzeigen.
Wer die Vielfalt möglicher Weltsichten, Glaubensbekenntnisse und Haltungen anzuerkennen bereit ist, wird sich perspektivisch aus eigenem Antrieb von einem feindbildorientierten Weltbild distanzieren. Um Menschen den Weg aus der Gefährdungszone zu weisen, bevor sie sich für extremistische Ideologien rekrutieren lassen bzw. einen Ausstiegsprozess einzuleiten, wenn dies bereits geschehen ist, bedarf es qualifizierter Begleitung.