Das Einzeltraining verfolgt mit Hilfe eines niedrigschwelligen Arbeitsansatzes den Aufbau einer tragfähigen Arbeitsbeziehung zu stark ideologisierten und radikalisierten Menschen mit dem Ziel:

  • Einen Distanzierungs- und Ablösungsprozess von extremistischen Gruppierungen und das Hinterfragen von Ideologieelementen zu bewirken sowie
  • Die Schaffung positiver Ersatz- und Alternativwelten zu unterstützen.

Zielgruppen

Das Einzeltraining richtet sich an stark ideologisierte und radikalisierte Menschen, die für eine Gruppenmaßnahme nicht in Betracht kommen. Deradikalisierung bzw. Ausstiegsbegleitung erfordern eine intensive Unterstützung, die im Gruppenkontext nicht umsetzbar ist. Unsere Erfahrung zeigt, dass es sich stark radikalisierte Menschen in größeren Gesprächsrunden nicht erlauben können, das eigene Selbstbild sowie ihr Denken und Handeln vor Anderen in Frage zu stellen. Bedingung einer Teilnahme ist der erkennbare Wille des/der Klient*in, sich einer Selbstreflexion zu stellen und eigene Überzeugungen zu hinterfragen. Dabei geht es um die inneren Ambivalenzen der Interessent*innen, die oft zerrissen sind zwischen ihren z. T. sehr widersprüchlichen Haltungen, Wünschen und Zielen. Ergebnis dieses Prozesses ist die Stärkung der inneren konstruktiven Anteile.

Trainingsinhalte

Die Schwerpunkte der Arbeit liegen im Herstellen der Erreichbarkeit der Person, der Ansprache dieser Person, dem Aufbau einer Arbeitsbeziehung und in der konkreten Deradikalisierungsarbeit. Diese umfasst:

  • Stetige Dialoge, die das Hinterfragen fördern und Neugierde auf neue Sichtweisen wecken
  • Das Fördern eigener Erkenntnisprozesse zum bisherigen Lebensverlauf, biographisches Verstehen der Gewalt-, Militanz- und Extremismuskarriere unter besonderer Berücksichtigung der Entstehung von Feindbilddenken
  • Verantwortungsübernahme für eine eigenständige Lebensführung – Voraussetzungen schaffen und Zukunft planen
  • Die Unterstützung und Beratung in schwierigen Lebenssituationen

Deradikalisierung kann nur dann nachhaltig gelingen, wenn sich der/die zu Beratende in einer Atmosphäre des respektvollen Umgangs wiederfindet. Entscheidend ist gerade bei dieser Zielgruppe, dass die theologische bzw. politische Auseinandersetzung keinen missionierenden oder argumentativen, sondern einen dialogischen Charakter hat. Nur der ehrliche Respekt vor den Erklärungsansätzen der Klient*innen ermöglicht eine Öffnung der Personen für den Prozess des Hinterfragens. Die argumentative Gegenrede führt hingegen zu Abwehr und zur Verfestigung radikaler Ideologien. Zudem lässt sich Deradikalisierungsarbeit erst dann nachhaltig gestalten, wenn der Ausstieg aus extremen Szenen und Milieus zugleich den Einstieg in einen tragfähigen Alltag darstellt.

Setting

Für das Einzeltraining ist folgender zeitlicher Rahmen vorgesehen:

  • Anzahl der Sitzungen: 15 Einheiten (mit Erweiterungsoption)
  • Länge der Sitzungen: 90-120 min

Das Einzeltraining kann im Turnus von zunächst 1 bis 2 Treffen pro Woche durchgeführt werden. Im weiteren Verlauf der Maßnahme können die Sitzungen ggf. in einem größeren Abstand umgesetzt werden. Das Angebot gilt auch für interessierte Klient*innen der Bewährungshilfe. Hier braucht es gesonderte Absprachen bzgl. der Organisation.

Violence Prevention Network wird mit seiner Deradikalisierungsarbeit im Strafvollzug als bundeszentraler Träger im Rahmen der Strukturförderung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.