Zusammen mit drei anderen hat Thorsten den Besitzer des thailändischen Imbisses in seinem Ort krankenhausreif geschlagen. Bei seiner Entlassung wird er Schulden in Höhe von 17.250 Euro haben. Er muss für die Kosten des Krankenhausaufenthaltes und das Schmerzensgeld für das Opfer aufkommen. Bei einem Einkommen von 128 Euro pro Monat im Knast für Thorsten eine kaum zu bewältigende Summe. Seit einem knappen halben Jahr ist er im Offenen Vollzug, in drei Wochen wird er entlassen. Im Anschluss an das Training nimmt er das Übergangsmanagement in Anspruch – eine Vorbereitung auf die Zeit nach der Entlassung. In der Teeküche der Abteilung IV, JA Raßnitz. Bernd hat wie immer Kaffee mitgebracht und eine Tüte Gummibärchen. Solche Dinge sind rar im Knast und die Jungs freuen sich über die kleine Aufmerksamkeit. Thorsten sitzt etwas nachdenklich vor seiner Tasse. Die kurzen Ärmel seines T-Shirts lassen die zahlreichen Tattoos an seinen Armen sichtbar werden. „Und, Thorsten, hast du dich schon entschieden, wo du nach der Entlassung wohnen willst? Deine Eltern hatten ja gesagt, du kannst bei denen wohnen erstmal, oder?“ Thorsten zuckt mit den Achseln. „Ja schon, aber ich glaube, das ist nicht so’ne gute Idee. Ich hab‘ da die Möglichkeit ‘ne kleine Ein-Raum-Wohnung zu bekommen für 211 Euro. Die werd‘ ich nehmen. Hab‘ schon alles mit dem Vermieter geklärt.“ „Na super. Das klingt doch gut.“ Bernd blättert durch seine Unterlagen und guckt, welche offenen Fragen noch mit Thorsten zu klären sind. „Apropos Geld, wir müssten dann als erstes mal zur Schuldenberatung, wenn du richtig draußen bist. Oder wie willst du das machen, mit den Schmerzensgeldzahlungen an das Opfer und an das Krankenhaus? Hast du dir dazu schon was überlegt? Hast du Kontakt zu Deinem Opfer aufgenommen?“ Thorsten schüttelt den Kopf. „Nee, der is‘ abgetaucht. Wollte wohl keinen Kontakt. Ich weiß aber, wo ich die Kohle hin überweisen muss. Gibt aber noch Ärger mit den drei anderen. Die wollen ihren Anteil an den 69.000 Euro nicht zahlen. Ich bräuchte da so’n Schreiben oder irgendwas. Ich hab‘ doch keinen Bock, für die anderen mitzuzahlen.“ Bernd macht sich eine Notiz. „O.k. Mit dem Schreiben helfe ich dir. Und dann müssen wir sehen, dass du schnell einen Arbeitsplatz bekommst, damit du das auch zahlen kannst. Mit der Ausbildung, die du hier drin zu Ende gemacht hast, hast du ja ganz gute Chancen. Sonst müsstest du jetzt jede Stelle annehmen. Hast du denn schon Kontakte geknüpft zu irgendwelchen Betrieben?“ Thorsten, der während des Gesprächs immer mehr in sich zusammengesunken ist, richtet sich wieder etwas auf. „Mein alter Betriebsleiter würde mich wieder nehmen, hat er gesagt. Sonst weiß ich nichts.“ Bernd ist froh, dass das geklärt ist. „Ist doch gut für den Anfang. Wie sieht’s aus mit Handy? Sollen wir nochmal durch die Vertragsdetails gehen? Bei den Schulden, die du jetzt hast, kannst du dir nicht wieder so hohe Handyrechnungen erlauben wie früher. Is klar, ne? Und mach‘ auch keinen Vertrag über einen Strohmann. Das wäre nicht gut für deine Bewährungsauflagen.“ Thorsten winkt ab. „Ja, is‘ alles klar. Ich mach‘ das nich‘ mehr, diese Handysachen. Das hab‘ ich echt kapiert, dass die einen nur ausnehmen wollen. Am liebsten hätt‘ ich gar kein Handy mehr, aber das geht ja auch nich.“ „Nee, aber du hast auf jeden Fall Anspruch auf eine Erstausstattung, wenn du allein in eine Wohnung ziehst. Das wissen viele nicht und die Ämter rücken mit solchen Informationen auch nicht gerne raus. Beim nächsten Mal bringe ich dir die Antragsformulare mit und dann können wir das zusammen ausfüllen. Einverstanden?“ „O.k. Danke.“ Thorsten ist erleichtert. Gemeinsam mit seinem Trainer wird er es irgendwie schaffen.