Die Fortbildung richtet sich an Teilnehmer*innen, die im permanenten Dialog mit extremistisch gefährdeten Jugendlichen stehen (Lehrpersonal, Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe, Polizei etc.). Der Schwerpunkt wird auf praxisrelevante pädagogische Denk- und Verhaltensweisen gelegt. Ausgangspunkte sind vor allem die Erfahrungen der Teilnehmer*innen in ihren Berufsfeldern. Die unmittelbare Begegnung mit den jungen Menschen ist zwar alltäglich, aber nicht der bewusste Dialog oder die gewollte Kommunikation. Hierzu sollen neue Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt werden. Mit der Fortbildung wird ein weiter entwickeltes Verständnis für die eigene Berufsrolle angestrebt, das einen Dialog mit Jugendlichen, die extremistische Denkmuster aufzeigen, ermöglicht.
Baustein 1
Differenzierte Erkennungsmerkmale von Extremismus und Fundamentalismus
- Öffentliche Debatten: Straffälligkeit migrantischer Jugendlicher, Migration, „Ehrenmorde“,
- „Parallelgesellschaften“
- Eigene Erfahrungen mit extremistischen Argumentationen im Beruf
- Mein eigenes Islambild
- Die fünf Grundsäulen des Islam – Ein kurzer Überblick über die Religion
- Der Islam und sein Verhältnis zu Menschen- und Grundrechten, Gewaltfreiheit, Gleichberechtigung und Religionsfreiheit
- Begriffsbestimmungen zum religiösen Extremismus
- Klassische Argumentationsmuster des religiös begründeten Extremismus
- Traditionelle Ehrkonzepte als Gewaltverstärker
- Extremistisches Denken als Rechtfertigung für Gewalthandlungen
Methoden: Impulsreferat, Kleingruppenarbeit, Filmvorführung, Gruppendiskussion und Exkursion
Baustein 2
Dialoge herstellen und neue Sichtweisen ermöglichen
Fruchtbare Dialoge leben von Beziehungsverhältnissen zwischen den einzelnen Beteiligten. Beziehungen fangen in der eigenen Person an.
In diesem Baustein stehen folgende Fragestellungen im Mittelpunkt:
- An was rührt das Gesagte?
- Welche Bilder steigen auf?
- Womit wird verglichen (u. a. der eigenen Religionserziehung)?
Die Teilnehmer*innen werden angeregt zu klären, wo eigene, gerade auch affektive „Berührungen“ liegen. Wo relativieren sich mögliche (eigene) Positionen? Wo liegen eigene Erfahrungen in Bezug auf Migration / Abgrenzung / übersteigertes Gemeinschaftsdenken / überhöhtes Ursprungsdenken / vermeintliche und echte Ungerechtigkeiten. Es geht darum, sich seiner selbst klar zu werden und eigene Positionen begründen zu können.
Ziel ist es, Antworten auf folgende Fragen zu erhalten:
- Wie entwickele ich eine Arbeitsbeziehung zu Jugendlichen mit menschenverachtenden Einstellungen?
- Wie öffne ich das Thema im beruflichen Alltag?
- Welche eigene Position kann ich entwickeln?
- Wie kann ich menschenverachtende Positionen diskutierbar gestalten und Verunsicherungen herbeiführen?
Methoden: Impulsreferat, Brainstorming, Fallbearbeitung, Kleingruppenarbeit und Gruppendiskussion, Dialogübungen zu ausgewählten Themenbereichen