Das Modellprojekt Fokus ISLEX beinhaltet ein umfassendes Maßnahmenpaket der Prävention, Fortbildung, Intervention und Deradikalisierung im niedersächsischen Strafvollzug und in der Bewährungshilfe im Phänomenbereich des islamistischen Extremismus. Die Maßnahmen decken hierbei alle Phasen von „typischen“ Radikalisierungsprozessen ab und erstrecken sich von der Diagnostik über Interventionsmaßnahmen bis hin zur Reintegration und ggf. Ausstiegsbegleitung der betroffenen Straftäter*innen.
Das Modellprojekt bietet eine erhebliche quantitative und qualitative Erweiterung der Angebote zur Radikalisierungsprävention, Intervention und Deradikalisierung im Phänomenbereich religiös begründeter Extremismus im niedersächsischen Strafvollzug und in der Bewährungshilfe. Verfolgt wird ein Ansatz, der alle relevanten Stakeholder im Bereich der Extremismusbekämpfung im Strafvollzug und in der Bewährungshilfe einbezieht. Bislang in der Präventionsarbeit nicht bedachte Akteur*innen (wie etwa Bewährungshelfer*innen, Proband*innen der Bewährungshilfe und junge Straftäter*innen im Vorfeld von Radikalisierung) werden einbezogen. Darüber hinaus wird eine Vielzahl neuer Maßnahmen und Angebote der Extremismusbekämpfung erprobt.
Angebote für Inhaftierte
Gruppentrainings
- Präventive und intervenierende Gruppentrainings für politisch (leicht) ideologisierte/ radikalisierungsanfällige inhaftierte Jugendliche und junge Erwachsene (max. 8 Teilnehmer*innen)
- 23 Sitzungen á 3-4 Stunden/Woche
- Biographiearbeit, politische Bildung, Ressourcenarbeit u. a.
Einzeltrainings
- Deradikalisierungsbegleitung für inhaftierte Jugendliche und junge Erwachsene, die aufgrund ihrer starken politischen oder religiösen Ideologisierung/Radikalisierung für eine Gruppenmaßnahme nicht in Betracht kommen
- Trainingsinhalte: Aufnahme und Aufrechterhaltung des Dialogs, biographisches Verstehen der eigenen Gewalt-, Militanz- und Extremismuskarriere, Übernahme von Verantwortung
Ausstiegsbegleitung
Angebote für Fachkräfte in Justizvollzug und Bewährungshilfe
Multiplikator*innen-Fortbildung
- Die modulartig aufgebauten Fortbildungen (Empfehlung: zweitägig, 12 – 15 Teilnehmer*innen) dienen der Stärkung der Verhaltenssicherheit und der Kompetenzerweiterung im Umgang mit vorurteilsgeleiteten/ideologisierten Menschen.
Themenschwerpunkte:
- Vorurteile und Feindbilder
- Radikalisierungsverläufe junger Inhaftierter
- Umgang mit radikalisierten Inhaftierten
- Moderner Rechtsextremismus
- Islamismus / Salafismus
Beratung
- Themen- und anlassbezogene Beratung von Fachpersonal aus Justizvollzug und Bewährungshilfe im Umgang mit radikalisierten Menschen
Hintergrund
Mitarbeiter*innen im Justizvollzug und in der Bewährungshilfe sehen sich zunehmend mit ideologisierten bzw. radikalisierten Einstellungen und Verhaltensweisen der von ihnen betreuten Jugendlichen und jungen Erwachsenen konfrontiert. Um Handlungssicherheit im Umgang mit ideologisierten und radikalisierten Klientelen herzustellen, bedarf es der Kenntnis der Ideologisierungs- und Radikalisierungsverläufen zugrunde liegenden Dynamiken.
Angesichts von Isolations- und Abschottungstendenzen radikalisierter, respektive im Radikalisierungsprozess befindlicher Jugendlicher und junger Erwachsener, sind darüber hinaus die Initiierung und Aufrechterhaltung eines Dialogs unerlässlicher Bestandteil jedweder Interventionsmaßnahme.
Ergänzend zu Gruppen- und Einzeltrainings mit radikalisierungsgefährdeten bzw. bereits im Radikalisierungsprozess befindlichen Jugendlichen und jungen Erwachsenen bietet Violence Prevention Network Multiplikator*innen- und Inhouse-Fortbildungen in niedersächsischen Justizvollzugsanstalten und Jugendstrafanstalten sowie Fortbildungen für Bewährungshelfer*innen an.