Wo Radikalisierungsprozesse so weit fortgeschritten sind, dass das Risiko der Selbst- und Fremdgefährdung besteht (oder bereits eingetreten ist), bedarf es professioneller Deradikalisierungs- bzw. Ausstiegsbegleitung. Wer den Prozess der Radikalisierung bis zu diesem Punkt durchlaufen hat, bedarf der spezifischen Ansprache. Radikalisierte Menschen sind geprägt von einem tiefen Misstrauen gegenüber (staatlichen) Institutionen und Repräsentanten der Mehrheitsgesellschaft. Insofern besteht die maßgebliche, oft unterschätzte Herausforderung nicht in der unmittelbaren ideologischen Auseinandersetzung, sondern in der Kontaktaufnahme.
Menschen, deren Radikalisierung – unabhängig von der ideologischen Ausrichtung – explizit auf ihrer Ablehnung des „Systems“ basiert, erfordern einen spezifischen Zugang, um sich überhaupt auf die Auseinandersetzung einzulassen. Eine auf Konfrontation und argumentative Widerlegung angelegte Strategie unter Vernachlässigung biographischer Faktoren, die diesen Beziehungsfaktor vernachlässigt, wirkt hier kontraproduktiv.