In den vergangenen Jahren haben sich Technologieunternehmen zunehmend ihrer Verantwortung gestellt, an der Gestaltung einer diskriminierungsfreien Online-Community mitzuwirken. So haben sie Regeln geschaffen und Initiativen gegründet, um Hassrede und Online-Rekrutierung durch terroristische Gruppierungen zu begegnen, mit dem Ziel, die Nutzer*innen zu schützen und gewaltbereiten Extremismus einzudämmen. Viele dieser Strategien beruhen auf dem Erkennen und Entfernen extremistischer Inhalte sowie Deplatforming-Maßnahmen. Dies sind wirksame Ansätze, um Radikalisierungsgefährdete zu schützen und die Verbreitung von Hass und ideologischen Gewaltrechtfertigungen einzudämmen. Doch sowohl das Deplatforming als auch das Entfernen von Inhalten sind zwar notwendige, aber leider unzureichende Maßnahmen. Denn das Löschen problematischer Inhalte oder Profile wird die Ersteller*innen von Inhalten weder davon überzeugen, ihre Einstellungen zu ändern, noch wird es Gewaltanwendungen von Extremist*innen verhindern.
Darüber hinaus schränken die meisten Plattformrichtlinien (oder auch rechtliche Rahmenbedingungen) Inhalte nicht ein, die, obwohl sie nicht unbedingt gewalttätiger oder terroristischer Natur sind, durchaus zur Radikalisierung von Benutzer*innen beitragen. Diese Inhalte können bspw. durch Verlinkungen zu Accounts, Gruppen oder Einzelpersonen bzw. Chat- oder Nachrichtenfunktionen ins extremistische Milieu weiterleiten und einen Kontaktaufbau fördern. Daher werden dringend mehr P/CVE-Praktiker*innen für alle Arten von Online-Umgebungen benötigt, die sich an gefährdete oder bereits radikalisierte Personen wenden und direkt mit ihnen arbeiten. Diese Perspektive und jahrelange Erfahrungen, sowohl in der Offline- als auch in der Online-P/CVE-Praxis, wird Judy Korn in das Independent Advisory Committee des GIFCT einbringen.